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Fallstudie · Präzisions-Ausdünnung

Präzisions-Ausdünnung mit Munckhofs Präzisionssprüher – Versuchsergebnisse 2025

Automatische Spritzentscheidung auf Basis der Blütenstärke je Baum: schwach blühende Bäume werden geschont und behalten mehr Früchte, stark blühende Bäume werden gezielt ausgedünnt. Die Ergebnisse stammen aus einem gemeinsam mit dem Versuchszentrum Laimburg durchgeführten Feldversuch in Südtirol.

Versuchsjahr: 2025 Standort: Südtirol Kooperation: Versuchszentrum Laimburg & Naturamon
Deskriptive Statistik

Blütenbüschel & Früchte – Behandelt vs. Unbehandelt

Blütenbüschel:
  • Unbehandelt: ∅ 30,24 Blütenbüschel/Baum
  • Behandelt: ∅ 101,89 Blütenbüschel/Baum
Früchte (nach Ausdünnung):
  • Unbehandelt: ∅ 51,50 Früchte/Baum
  • Behandelt: ∅ 60,33 Früchte/Baum
Interpretation:

Die behandelten Bäume starteten mit 3,4-fach höherer Blütenanzahl, aber nur 17% mehr Früchten im Endbestand. Dies zeigt die starke Ausdünnungswirkung in stark blühenden Bereichen. Der relativ geringe Fruchtzahl-Unterschied trotz massiver Blütendifferenz bestätigt die Wirksamkeit der Präzisions-Ausdünnung.

Fruchtansatz-Rate

Fruchtansatz nach Blütenstärke & Behandlung

Fruchtansatz = Früchte/Blütenbüschel (%). Zeigt, wie sich die Ausdünnungsentscheidung auf schwach und stark blühende Bäume auswirkt.

  • Blütenstark · unbehandelt (15%): Bereits die natürliche Ausdünnung sorgt für eine starke, aber noch nicht ausreichende Reduktion des Fruchtansatzes.
  • Blütenschwach · unbehandelt (56%): Hoher Fruchtansatz ohne Behandlung in schwach blühenden Bereichen.
  • Blütenstark · behandelt (10%): Gezielte Reduktion des Fruchtansatzes in stark blühenden Bereichen.
  • Blütenschwach · behandelt (39%): Unerwünschte Reduktion in schwach blühenden Bereichen.

Interpretation: In schwach blühenden Bereichen führt das Ausschalten der Düsen zu einer Steigerung des Fruchtansatzes von 39% auf 56% (Δ = +17 Prozentpunkte). Dies entspricht einer relativen Erhöhung um 44%.

Zusammenfassung

Zielsetzung und Methodik

Ausgangslage: Feldversuch an 1.795 Bäumen der Sorte Stark/Red Chief (Erziehungsform: Schlanke Spindel) bei einem Pflanzabstand von 0,55 m.

Zielsetzung: Selektive chemische Ausdünnung basierend auf baumspezifischer Blütenstärke zur Optimierung des Fruchtansatzes.

Methodik: Erfassung der Blütendichte je Baum mittels Naturamon-System. Übersetzung der Baumdaten in Applikationszonen für den Munckhof Präzisionssprüher. Zweistufige chemische Ausdünnung (Blüten- und Fruchtphase).

Ergebnis: Signifikante Differenzierung des Fruchtansatzes zwischen behandelten und unbehandelten Zonen in Abhängigkeit der Ausgangsblütenstärke.

Technische Umsetzung

Von der Messung zur Applikation

Für den Einsatz des Munckhof-Sprühers wurden im Applikationsplan jeweils drei Bäume zu einem Segment zusammengefasst (Baumabstand ca. 0,55 m). Dies gewährleistet die nötige Schaltzeit der Ventile bei praxisüblichen Fahrgeschwindigkeiten.

(Hinweis: Neuere Präzisionssprüher ermöglichen mittlerweile Segmentlängen bis hinunter zu 0,5 m.)

Der Prozess im Detail:

  1. Erfassung: Baumspezifische Zählung der Blütenbüschel und Erstellung einer georeferenzierten Karte.
  2. Schaltlogik (3er-Segment):
    • ≥ 2 Bäume blütenschwach
      Düse ZU (keine Ausdünnung)
    • ≥ 2 Bäume blütenstark
      Düse AUF (Ausdünnung)
  3. Ausführung: GPS-gesteuerte Ventilsteuerung in Echtzeit.

Systembedingter Effekt: Durch die Segmentierung werden einzelne blütenstarke Bäume in überwiegend schwachen Segmenten ignoriert (und umgekehrt). Die Datenauswertung im Hintergrund bleibt jedoch baumscharf.

Versuchsprotokoll

Chemische Ausdünnung

Zweistufiges Ausdünnungsverfahren mit unterschiedlichen Wirkstoffen:

  1. Blütenausdünnung (ATS): Applikation während der Blütephase zur Reduktion der initialen Fruchtanlage in stark blühenden Zonen.
  2. Fruchtausdünnung (Brevis): Nachbehandlung nach Fruchtansatz zur weiteren Behangregulierung.

Qualitätskontrolle: Vor der chemischen Ausdünnung wurde ein Funktionstest mit Wasser auf Säulenintervalle durchgeführt, um die korrekte Synchronisation von GPS-Position, Applikationskarte und Düsenschaltung zu verifizieren.

Karte: Blütenstärke pro Baum
Blütenbüschel-Karte (Ausgangssituation)
Beispielbaum mit schwacher Blüte (22 Blütenbüschel)
Beispielbaum: schwache Blüte (22 Blütenbüschel)
Karte: Fruchtbehang pro Baum
Fruchtkarte (nach Ausdünnung und natürlichem Fruchtfall)
Beispielbaum mit 27 Früchten
Beispielbaum: unbehandelt, 27 Früchte

Links Ausgangssituation (Blüte), rechts Endsituation (Fruchtfall). Beispiel Baum: 22 Blütenbüschel → unbehandelt → 27 Früchte.

Stichprobenumfang

Anzahl untersuchter Bäume (n = 1795)

Die Einteilung basiert auf der Segmentlogik des Munckhof-Sprühers. Die statistische Aussagekraft ist bei den behandelten Gruppen aufgrund des größeren Stichprobenumfangs höher.

45
Blütenstark
unbehandelt
197
Blütenschwach
unbehandelt
1162
Blütenstark
behandelt
391
Blütenschwach
behandelt

Schlussfolgerungen

  1. Ökonomischer Hebel: Präzisionsausdünnung wirkt zweifach: Ertragssicherung in schwach blühenden Bereichen (Fruchtansatz +44% relativ) und gezielte Behangregulierung in stark blühenden Bereichen zur Qualitätssteigerung und Alternanzkontrolle.
  2. Technische Voraussetzung: Baumspezifische Datenerfassung ist erforderlich, um zwischen schwach und stark blühenden Bereichen differenzieren zu können. Ohne diese Information bleibt die Applikationsentscheidung unspezifisch.
  3. Systemintegration: Der Versuch demonstriert die Machbarkeit der Integration von baumspezifischen Sensordaten (Naturamon) mit bestehender Präzisionsapplikationstechnik (Munckhof).

Systemkomponenten

Das Naturamon-System übernimmt drei Funktionen im Gesamtprozess:

  1. Datenerfassung: Baumspezifische Zählung der Blütenbüschel mit georeferenzierter Visualisierung.
  2. Applikationsplanung: Ableitung von Behandlungszonen für den Präzisionssprüher.
  3. Dokumentation: Erfassung von Blüten- und Fruchtbehang zur Wirksamkeitskontrolle und Planung der Folgejahre.