Deskriptive Statistik
Blütenbüschel & Früchte – Behandelt vs. Unbehandelt
Blütenbüschel:
- Unbehandelt: ∅ 30,24 Blütenbüschel/Baum
- Behandelt: ∅ 101,89 Blütenbüschel/Baum
Früchte (nach Ausdünnung):
- Unbehandelt: ∅ 51,50 Früchte/Baum
- Behandelt: ∅ 60,33 Früchte/Baum
Interpretation:
Die behandelten Bäume starteten mit 3,4-fach höherer Blütenanzahl, aber nur 17% mehr Früchten im
Endbestand. Dies zeigt die starke Ausdünnungswirkung in stark blühenden Bereichen. Der relativ
geringe
Fruchtzahl-Unterschied trotz massiver Blütendifferenz bestätigt die Wirksamkeit der Präzisions-Ausdünnung.
Fruchtansatz-Rate
Fruchtansatz nach Blütenstärke & Behandlung
Fruchtansatz = Früchte/Blütenbüschel (%). Zeigt, wie sich die Ausdünnungsentscheidung
auf
schwach und stark blühende Bäume auswirkt.
-
Blütenstark · unbehandelt (15%): Bereits die natürliche Ausdünnung sorgt für eine starke, aber noch nicht ausreichende Reduktion des Fruchtansatzes.
-
Blütenschwach · unbehandelt (56%): Hoher Fruchtansatz ohne Behandlung in
schwach blühenden Bereichen.
-
Blütenstark · behandelt (10%): Gezielte Reduktion des Fruchtansatzes in
stark blühenden Bereichen.
-
Blütenschwach · behandelt (39%): Unerwünschte Reduktion in schwach
blühenden Bereichen.
Interpretation: In schwach blühenden Bereichen führt das Ausschalten der Düsen zu
einer Steigerung des Fruchtansatzes von 39% auf 56% (Δ = +17 Prozentpunkte). Dies entspricht einer
relativen Erhöhung um 44%.
Zusammenfassung
Zielsetzung und Methodik
Ausgangslage: Feldversuch an 1.795 Bäumen der Sorte Stark/Red Chief (Erziehungsform:
Schlanke Spindel) bei einem Pflanzabstand von 0,55 m.
Zielsetzung: Selektive chemische Ausdünnung basierend auf baumspezifischer Blütenstärke
zur Optimierung des Fruchtansatzes.
Methodik: Erfassung der Blütendichte je Baum mittels Naturamon-System. Übersetzung der
Baumdaten in Applikationszonen für den Munckhof Präzisionssprüher. Zweistufige chemische
Ausdünnung (Blüten- und Fruchtphase).
Ergebnis: Signifikante Differenzierung des Fruchtansatzes zwischen behandelten und
unbehandelten Zonen in Abhängigkeit der Ausgangsblütenstärke.
Technische Umsetzung
Von der Messung zur Applikation
Für den Einsatz des Munckhof-Sprühers wurden im Applikationsplan jeweils drei Bäume zu einem Segment
zusammengefasst (Baumabstand ca. 0,55 m).
Dies gewährleistet die nötige Schaltzeit der Ventile bei praxisüblichen Fahrgeschwindigkeiten.
(Hinweis: Neuere Präzisionssprüher ermöglichen mittlerweile Segmentlängen bis hinunter zu 0,5 m.)
Der Prozess im Detail:
-
Erfassung: Baumspezifische Zählung der Blütenbüschel und Erstellung einer
georeferenzierten Karte.
-
Schaltlogik (3er-Segment):
- ≥ 2 Bäume blütenschwach
→ Düse ZU (keine Ausdünnung)
- ≥ 2 Bäume blütenstark
→ Düse AUF (Ausdünnung)
-
Ausführung: GPS-gesteuerte Ventilsteuerung in Echtzeit.
Systembedingter Effekt: Durch die Segmentierung werden einzelne blütenstarke Bäume in
überwiegend schwachen Segmenten ignoriert (und umgekehrt). Die Datenauswertung im Hintergrund bleibt jedoch
baumscharf.
Versuchsprotokoll
Chemische Ausdünnung
Zweistufiges Ausdünnungsverfahren mit unterschiedlichen Wirkstoffen:
-
Blütenausdünnung (ATS): Applikation während der Blütephase zur Reduktion der
initialen Fruchtanlage in stark blühenden Zonen.
-
Fruchtausdünnung (Brevis): Nachbehandlung nach Fruchtansatz zur weiteren
Behangregulierung.
Qualitätskontrolle: Vor der chemischen Ausdünnung wurde ein Funktionstest mit Wasser
auf Säulenintervalle durchgeführt, um die korrekte Synchronisation von GPS-Position, Applikationskarte
und Düsenschaltung zu verifizieren.
Stichprobenumfang
Anzahl untersuchter Bäume (n = 1795)
Die Einteilung basiert auf der Segmentlogik des Munckhof-Sprühers. Die statistische Aussagekraft ist
bei den behandelten Gruppen aufgrund des größeren Stichprobenumfangs höher.
45
Blütenstark
unbehandelt
197
Blütenschwach
unbehandelt
1162
Blütenstark
behandelt
391
Blütenschwach
behandelt
Schlussfolgerungen
-
Ökonomischer Hebel: Präzisionsausdünnung wirkt zweifach: Ertragssicherung in
schwach blühenden Bereichen (Fruchtansatz +44% relativ) und gezielte Behangregulierung in stark
blühenden Bereichen zur Qualitätssteigerung und Alternanzkontrolle.
-
Technische Voraussetzung: Baumspezifische Datenerfassung ist erforderlich, um
zwischen schwach und stark blühenden Bereichen differenzieren zu können. Ohne diese Information
bleibt die Applikationsentscheidung unspezifisch.
-
Systemintegration: Der Versuch demonstriert die Machbarkeit der Integration von
baumspezifischen Sensordaten (Naturamon) mit bestehender Präzisionsapplikationstechnik
(Munckhof).
Systemkomponenten
Das Naturamon-System übernimmt drei Funktionen im Gesamtprozess:
- Datenerfassung: Baumspezifische Zählung der Blütenbüschel mit georeferenzierter
Visualisierung.
- Applikationsplanung: Ableitung von Behandlungszonen
für den Präzisionssprüher.
- Dokumentation: Erfassung von Blüten- und Fruchtbehang
zur Wirksamkeitskontrolle und Planung der Folgejahre.